Session 07 – Interaktive Lernmethoden in der digitalen Mitarbeiter-Weiterbildung
Referent
Carsten Amelingmeyer
Zusammenfassung
Der Arbeitsmarkt ist durch den Generationenwechsel und den Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt stark im Umbruch. Carsten Amelingmeyer, Projektleiter „Akademie“ bei der Leannova GmbH + Co. KG, klärte auf, warum in diesem Zusammenhang E-Learning unerlässlich ist, um im Markt zu bestehen, welche Methoden und Medien State of the Art sind und wie interaktives Lernen aussehen kann.
Bis zum Jahr 2040 wird die sogenannte Generation Y den größten Anteil der Arbeitnehmer stellen. „Wer von der hohen Technikaffinität dieser „Digital Natives“ profitieren will, muss sich auch auf deren geringere Konzentrationsfähigkeit und den nicht immer vorteilhaften Hang zum Multitasking einstellen“, so der Session-Leiter. Die Lebenswelt der Generation Y bestimmt, wie man sie erfolgreich weiterbilden kann. Klar ist: Wer privat Problemlösungen auf YouTube sucht, wird mit Frontalunterricht nicht erreicht. Erfolgreicher Content muss deshalb smart sein: unterhaltsam, auf den Punkt gebracht und clever strukturiert. Der aktuelle Stand des digitalen Lernens seien laut Amelingmeyer daher kurze Einheiten (sogenannte „Lernnuggets“) von etwa fünf Minuten, die durch individuelle Lernpfade an Lerntyp und -geschwindigkeit angepasst sind.
Auf Learning Management Systemen sind Trainer, Mitarbeiter, Inhalte und Devices vernetzt. Mitarbeiter können individuell arbeiten, die Unternehmen den Fortschritt verfolgen, Trainer gezielt unterstützen oder in Foren Diskussionen anregen. „Ab etwa 300 Mitarbeitern ist der Einsatz solcher Plattformen rentabel“, konnte der Session-Leiter berichten. Im Blended Learning wechseln E-Learning- mit Präsenzphasen, um die Vorteile beider Methoden zu verbinden. Dieser Aspekt wurde in der Diskussion von vielen Teilnehmern betont. Den Chancen, die E-Learning bietet, steht jedoch die Befürchtung gegenüber, dass ohne Austausch und kritisches Hinterfragen beim Lernen entscheidende Kompetenzen verloren gehen. Eine Beobachtung aus der Berufsausbildung ist, dass „gute“ Schüler E-Learning intensiver und zielführender nutzen als diejenigen, die eigentlich den größten Lernbedarf haben. Teilnehmer erzählten aber auch von der Erfahrung: Warben sie bei einer Stellenausschreibung mit E-Learning-Angeboten, erhielten sie mehr Bewerbungen.
Aktuell werden durch den Einsatz von Augmented Reality im E-Learning neue Möglichkeiten erschlossen, situativ und lernbedarfsgerecht weiterzubilden. Bei Schulungen finden sich die Informationen dann zum Beispiel direkt am virtuellen Objekt, für das sie benötigt werden. Problemstellungen können in der Simulation erarbeitet werden. Im Berufsalltag liefert Augmented Reality bereits situativ Zusatzwissen. Ein Beispiel: Monteure tragen bei einer Motorenwartung Hololens-Brillen, in denen automatisch die Modellspezifikationen eingeblendet werden. „Auf so eine Weise wird nicht das Lernen unterstützt, sondern Hilfe durch Wissen im richtigen Moment geboten“, brachte Amelingmeyer den Vorteil auf den Punkt und betonte: „Am wichtigsten ist es, bei allen Generationen Akzeptanz für das E-Learning zu schaffen.“
Statements
Das war mein erstes Barcamp, als Session-Leiter ebenso wie als Teilnehmer. Mir haben die Diskussion und auch die Diskussionskultur sehr gut gefallen. Es gab viele Gespräche und direkten Austausch unter den Teilnehmern. Auch bei meiner Session, in der auch viele Teilnehmer mittleren Alters bereits von eigenen Erfahrungen mit E-Learning berichten konnten. Ich würde der Diskussion sogar noch mehr Raum geben: kürzeres Thema, mehr Austausch.
Ich komme aus einer Generation, die dem Thema E-Learning etwas misstrauisch gegenübersteht. Ich habe das Gefühl, es herrscht die Meinung: Was man irgendwo nachlesen kann, braucht man nicht richtig zu lernen. Mir ist wichtig, dass man Themen auch in Unternehmen mit Mitarbeitern bespricht und ihnen vermittelt, worauf es in der Firma ankommen und was sie wissen müssen. Was für mich deutlich geworden ist: Man darf nicht stehenbleiben und muss sich auch dem E-Learning stellen – weil es die Zukunft ist.
Ich habe mitgenommen, dass es nicht nur um das ‚Produkt E-Learning’ geht, sondern auch darum, den Prozess der Hinwendung zum Digitalen einzuleiten und dabei die Menschen mitzunehmen. Wir haben ja neben 30- ja auch 50- und 60-jährige Mitarbeiter. Denen kann eine solche Neuerung Angst machen. Diesen Prozess sollte man anstoßen, bevor man E-Learning einsetzt, damit es nicht als Mehrarbeit, sondern als mittelfristig zuträglich für das Unternehmen wahrgenommen wird.